"Mein nicht kommerzielles WEB-ARCHIV über das Perry Rhodan-Universum und viele weitere SF- und Fantasy-Reihen und -Serien"
 
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Die Titelseiten der Science Fiction Romane des Moewig Verlages


Playboy SF Moewig SF

Moewig Science Fiction

Vorwort

Die Verlage Pabel und Moewig waren zuerst als Konkurrenzverlage und später als Verlagsunion über Jahrzehnte mit ihren Romanheften und Taschenbüchern nur im Zeitschriften- und Bahnhofsbuchhandel vertreten. 1980 versuchte man, das Label Moewig neu zu beleben und mit einem breit gefächerten Programm auch im Sortimentsbuchhandel Fuß zu fassen. Im Herbst 1980 startete nach der Playboy Science Fiction die Moewig Science Fiction als zweite SF-Reihe des neuen Moewig Taschenbuch- programmes, anfangs mit drei, ab 1981 sogar mit vier Titeln pro Monat. Die Reihe wurde vom SF-Experten Hans Joachim Alpers herausgegeben, der ambitioniert versuchte, dem Marktführer Heyne Kon- kurrenz zu machen. Es wurden Romane und Kurzgeschichtensammlungen von renommierten interna- tionalen Autoren wie beispielsweise Poul Anderson, Piers Anthony, Gregory Benford, Philip K. Dick, Robert Silverberg und Roger Zelazny vorgestellt. Aber auch Pulp-Klassiker vergangener Jahrzehnte wie Die Weltraum-Legion von Jack Williamson und Professor Jameson von Neil R. Jones fanden Platz. Bei weitem nicht nur ein Nischendasein hatten Werke von Schriftstellerinnen wie Marion Zimmer Bradley, Joe Clayton, Katherine MacLean, Vonda McIntire, Marta Randall, Joan D. Vinge und Cherry Wilder. Dazu kamen die Anthologien-Reihe Kopernikus und Auswahlbände aus dem amerikanischen Magazin Analog. Zu dieser Zeit am Markt einmalig waren die Subreihen Science Fiction Almanach und Science Fiction Jahrbuch. Neben der dominierenden SF wurden auch einige interessante Fantasy-Werke in die Reihe aufgenommen. Der Herausgeber legte außerdem Augenmerk darauf, bemerkenswerte Werke deutscher Autoren zu bringen. Darunter waren eine Kurzgeschichtensammlung des Klassikers Kurd Laßwitz, ein Sammelband des Perry Rhodan-Pioniers Clark Darlton mit drei seiner frühen Romane und ein Nazi-Alternativweltroman von Otto Basil.

Herausragend waren auch Editionen bekannter Serien wie Dorsai von Gordon R. Dickson und Darkover von Marion Zimmer Bradley, die hier erstmals komplett und in ungekürzten Ausgaben vorgestellt wurden. Früher waren diese Romane nur in Heft- und gekürzten Taschenbuchausgaben in den Utopia- und Terra-Reihen erschienen. Marion Zimmer Bradley war die Bestseller-Autorin der Moewig SF-Reihe. Ihre Titel erlebten meist mehrere Auflagen, es wurde sogar eine Kassette mit zwölf ihrer Romane herausgegeben. Nach Protesten von Feministinnen gegen die sexistischen Titelbilder mit barbusigen Frauen in der ersten Auflage wurden spätere Nachdrucke mit unverfänglichen Covers ausgestattet. Gerade die Romane von Bradley wurden kritisch betrachtet, denn ihr Werk war in feministischen Kreisen sehr populär.

Im Vergleich zu den meisten anderen Taschenbuchreihen der achtziger Jahre fällt die gediegene Aufmachung auf. Die Taschenbücher hatten mit 18x12,5 cm ein etwas breiteres Format, auf den Innenseiten des Umschlages wurden Informationen zu Buch und Autor ähnlich dem Klappentext bei den Umschlägen von Hardcover-Bänden abgedruckt. Mit Band 3623 ging man aber auf das Standardformat zurück und legte die Informationen zu Buch und Autor auf die Vorsatzseite. Im Unterschied zu den meisten anderen im Zeitschriftenhandel vertriebenen Taschenbüchern gab es keine Seitennormierung auf 144 oder 160 Seiten, deswegen konnten in dieser Reihe auch umfangreiche Werke sowie ungekürzte Neuübersetzungen von früher in Heft- oder Billigtaschenbuchreihen erschienenen Bänden herausgegeben werden. 1983 ging man auf standardmäßig zwei Titel pro Monat zurück. Eine erste Ernüchterung kam 1985, als einige Titel auf zwei Bände gesplittet wurden und die Publikations- reihenfolge der Titel durcheinander kam. Dies war das Vorspiel zu einer grundlegenden Änderung des Konzeptes der Reihe, welche ihr zum Großteil nur noch das Dasein eines Resteverwerters lassen sollte.

Zuerst kamen zehn Bände unter dem Titel Science Fiction Highlights, in denen jeweils drei vorher erschienene Bände als Rupfbücher neu zusammengebunden wurden. Rupfbücher sind - ähnlich wie die Dreifachsammelbände bei Heften - Wiederverwertungen von Taschenbuch-Remittenten. Dabei wird dem Buch der alte Umschlag wie einem Huhn die Federn "abgerupft" und das Buch, oft auch mit mehreren weiteren Bänden zusammen, mit einem neuen Umschlag versehen und gebunden. Falls die Kanten bestoßen sind, wird auch der Rand beschnitten. In diesem Fall wird das Format etwas kleiner als beim Original. Zu erkennen ist auch, dass die Seiten mit dem Impressum oft unverändert sind und deshalb ein früheres Publikationsdatum als bei der Neuausgabe aufweisen. Zusammengebundene Bände sind natürlich separat paginiert, weisen also keine durchgehende Seitenzahl auf. Pabel-Moewig verwertete in den chaotischen achtziger Jahren, als der Großteil der SF- und Fantasyreihen eingestellt wurde, eine Menge von Taschenbüchern ein zweites Mal auf diese Art. Die Perry Rhodan Autorenbibliothek, die Clark Darlton Werkausgabe und ein Großteil der Titel der Moewig SF-Taschenbuchreihe in ihrer Auslaufphase bestehen aus Rupfbüchern. Bei den weiteren Bänden der Reihe wurden neben nur mehr wenigen Neuerscheinungen Rupfbücher und Neuauflagen von früheren Ausgaben der Moewig SF, Playboy SF, Utopia Classics, Terra Taschenbuch und Terra Fantasy ein weiteres Mal auf den Markt gebracht. Offensichtlich wollte der Verlag die Lagerbestände von bisher unverkauften Titeln der Reihen loswerden, die 1986 in einer großen Einstellungswelle ihr Ende gefunden hatten. Mit teilweise über vierzig monatlich erscheinenden SF- und Fantasy-Titeln als Heft und Taschenbuch hatte Pabel - Moewig selbst kräftig dazu beigetragen, dass der komplett übersättigte Markt zusammenbrach. Auch mehrere andere Verlage wie Goldmann, Knaur und Ullstein mussten damals ihre SF-Reihen einstellen.

Chaotisch waren auch die Titelbildgestaltung und das Format der Moewig SF in der zweiten Phase. Die Reihe wurde neben den normalen Bänden in die Subreihen Frauen schreiben SF, Science Fiction Stories, Science Fiction Klassiker und Marion Zimmer Bradley aufgesplittet. Diese hatten alle ein unter- schiedliches Titelbilddesign, außerdem auch ein unterschiedliches Format und ein unterschiedliches Ma- terial des Umschlages, der glatt war oder Leinenstruktur hatte, je nachdem ob es sich um ein Rupfbuch oder einen Neudruck handelte. Dazu kam, dass ab der Nummer 3688 viele weitere Nummern frei- gelassen wurden. Das führte speziell für Sammler zu unbefriedigenden Ergebnissen, denn oft herrschte Rätselraten darüber, ob ein angekündigter Titel wirklich erschienen war, verspätet herauskam oder ganz aus dem Programm herausfiel.

Das Ende der Reihe kam Anfang der neunziger Jahre. Zuletzt erschienen in zeitlich größeren Abständen nur noch einige Titel von Marion Zimmer Bradley. Die Einstellung war nicht nur im Zusammenhang mit dem Einbruch auf dem deutschen SF-Markt zu sehen, sondern auch damit, dass es dem Moewig Verlag nicht gelungen war, mit seinen Taschenbüchern im Buchhandel Fuß zu fassen und somit das ganze Pro- gramm eingestellt wurde.

Die Titelbilder der Moewig SF wurden von unterschiedlichen internationalen Künstlern erstellt.


Vorwort