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Die Titelseiten der SF Serien



Darkover


Vorwort zu Darkover Übersicht (Tabelle)

Marion Zimmer Bradley

Die Amerikanerin Marion Zimmer Bradley (1930-1999) begeisterte sich bereits als Jugendliche für SF und Fantasy und war auch im amerikanischen Fandom aktiv, bevor sie selbst ins professionelle Schreiben einstieg. Sie schrieb den sehr umfangreichen Roman The King and the Sword um das Land Al-Merdin, der zwar nicht publiziert wurde, aber bereits sehr viele Elemente und Handlungsstränge enthielt, die sie später in ihren berühmten Darkover-Erzählungen wiederverwendete. In den beiden Romanen Das Weltraumtor und Die Falken von Narabedla wurden ebenfalls einige Motive von dort übernommen. Daher könnte man glauben, dass sie dem Darkover-Universum angehören, was aber nicht der Fall ist.

Bereits 1953 konnte Bradley ihre erste Kurzgeschichte verkaufen. In den nächsten Jahren erschienen weitere serienunabhängige Romane und Erzählungen von ihr. Mit den Darkover-Romanen und-Erzählungen wurde sie international sehr populär. Ihr größter Erfolg wurde allerdings das Buch Die Nebel von Avalon, das die Artus-Sage aus weiblicher Sicht nacherzählt und ein Weltbestseller wurde. Bemerkenswert ist auch Tochter der Nacht, eine literarische Umsetzung der Handlung von Mozarts und Schikaneders Oper Die Zauberflöte als Fantasy-Roman.

In den neunziger Jahren litt Bradley unter schweren Gesundheitsproblemen. Ihre letzten Romane wurden daher mit Hilfe von Co-Autorinnen fertiggestellt. Auch nach ihrem Tod 1999 erschienen weiterhin Bücher unter ihrem Namen, die in Wirklichkeit von anderen Autorinnen verfasst wurden. Angeblich hat sie an diesen Titeln noch selbst mitgearbeitet, dies ist aber wohl nur ein Vorwand, um die verkaufsträchtige Marke "Marion Zimmer Bradley", die "Queen of Fantasy", weiterhin auf der Titelseite zu haben. Ihr Renomee hat in den letzten Jahren stark dadurch gelitten, dass ihre eigene Tochter sie posthum beschuldigte, sie als Kind sexuell missbraucht zu haben.


Vorwort zu Darkover

Die Geschichte des Planeten Darkover beginnt mit der Notlandung eines Aussiedler-Raumschiffes von der Erde und der Gründung einer Kolonie. Die Kolonisten haben Begegnungen mit verschiedenen einheimischen Spezies, darunter die zweigeschlechtlichen Chieri, die menschenverwandt sind. Deswegen können nach Paarungen auch Mischlingskinder zwischen Chieri und Menschen entstehen. In den nächsten Jahrhunderten bauen die Menschen auf dem Planeten, der ein raues Klima aufweist, eine eigene nichttechnische Zivilisation auf, denn der Schiffskapitän hatte durch die Zerstörung des Bordcomputers dazu beitragen, dass das irdische Wissen schnell vergessen wird. Eine Anzahl von Menschen entwickelt verschiedene Formen von Psi-Kräften, die "Laran" genannt werden und die bei unsachgemäßer Anwendung große Gefahren verursachen. Laran wird durch Matrizes, das sind einheimische Kristalle, gebündelt und verstärkt. Durch Unfälle mit unkontrolliertem Laran werden ganze Städte zerstört. Diese Periode wird später "Das Zeitalter des Chaos" genannt. Die Gefahr kann dadurch gemildert werden, dass Laran-begabte Menschen in Türmen ausgebildet werden, in denen sie lernen, mit diesen Kräften richtig umzugehen. Ein Spannung erzeugendes Element ist dabei, dass sexuelle Aktivitäten und die Anwendung von Laran durch den selben Menschen gefährlich für die Gesundheit sind. Daher müssen die Bewahrerinnen der Laran-Kreise, in denen sich die telepathisch begabten Mitglieder versammeln, jungfräulich bleiben. Es entwickelt sich eine feudale Herrschaftsform, in der sieben adelige Familien den Planeten beherrschen, den sie in Domänen aufgeteilt haben. Nach ca. 2000 Jahren nach der Landung, so genau weiß das niemand, kommt es zur Wiederentdeckung der Kolonie durch die Menschen der Erde. Die Erdmenschen gründen einen Stützpunkt, Darkover erhält den Status einer "geschützten Welt", eine Art Mischung zwischen Protektorat der Erde und Eingeborenenreservat. Vom Spannungsfeld der Begegnungen zwischen Erdmenschen und Darkovanern, dem Gegensatz zwischen moderner und mittelalterlicher Zivilisation, Demokratie und Feudalstaat, Strahlwaffe und Schwert, Technik und PSI-Kräften, lebt die weitere Serie. Jeder Roman erzählt eine abgeschlossene Geschichte, allerdings in unterschiedlichen Perioden spielend und teilweise mit anderen Hauptpersonen. Dies bringt zwar einiges an Widersprüchen zwischen den Bänden mit sich, wirkt aber faszinierend, weil Handlungsträger eines Romans in einem anderen jünger oder älter auftauchen, Nebenfiguren zu Hauptfiguren, Handlung zu Geschichte oder gar Legende wird und so einem Puzzle gleich nach und nach ein immer kompletteres Bild einer fremdartigen Welt entsteht. Die Autorin riet Lesern, die Bände eher in der Reihenfolge der Publikation zu lesen, weil sie sich selbst weiterentwickelt hatte und die späteren Romane sich weg vom üblichen Abenteuerschema entwickelten, tiefgründiger und länger waren.

Bradley trat für die Gleichstellung der Geschlechter und für die Freiheit homo- und bisexueller Beziehungen ein und thematisierte dies auch in ihren Romanen. Sie entwickelte das Thema der "Freien Amazonen" weiter, die bereits im ersten Darkover-Roman The Planet Savers vorgekommen und in The Shattered Chain erstmals zentrales Thema eines Romans waren. Den "Amazonen" folgten dann mit Thendara House und City of Sorcery zwei weitere Romane um die gleichen Protagonistinnen, sodass diese Amazonen-Trilogie eine Subserie innerhalb der ganzen Darkover-Serie bildet. Diese "Entsagenden" bilden eine Gesellschaftsform, in der sich in der patriarchalischen Herrschaft unterdrückte Frauen in freien Lebensgemeinschaften in eigenen Häusern zusammenschließen. Weitere zusammenhängende Geschichten sind der Zweiteiler The Spell Sword und The Forbidden Tower sowie die mit Co-Autorinnen entstandenen Marguerida-Alton-Trilogie und die Clingfire-Trilogie.

Die Freien Amazonen wurden so populär, dass sich in Amerika nach diesem Vorbild Frauen zu Lebensgemeinschaften zusammenschlossen und Amazonennamen wie in der Darkover-Welt geschildert annahmen. The Heritage of Hastur, der als Schlüsselroman der Serie angesehen wird, war in der Science Fiction-Welt insoweit ein Tabubruch, als mit großem Einfühlungsvermögen homosexuelle Beziehungen zwischen den männlichen Hauptpersonen geschildert wurden.

Die Beliebtheit des Darkover-Universums zeigte sich auch darin, dass viele Fan-Autorinnen und (wenige) -Autoren eigene Darkover-Erzählungen schrieben. Der Großteil davon hatte die Freien Amazonen zum Thema. Bradley gab eine Anzahl dieser Erzählungen in einer zwölfteiligen Anthologienreihe heraus, wobei sie geschickterweise in jedem Band mindestens eine eigene Kurzgeschichte mit publizierte und somit den Verkaufserfolg sicherte.

Darkover wurde im deutschen Sprachraum zuerst mit zwei Romanen in der Utopia-Heftreihe vorgestellt, beginnend 1960 mit Dr. Allisons 2. Ich, dann Die Kräfte der Comyn. Außerdem kam Die blutige Sonne zuerst sogar als Utopia Zukunft- Taschenbuch heraus. Weitere Bände erschienen in den Reihen Terra Nova und Terra Astra, wobei die bereits in Utopia erschienen Bände nochmals aufgelegt wurden, teilweise neu übersetzt. Die Terra-Bände wurden mit dem Band Die Amazonen von Darkover abgeschlossen, welcher in der Terra Taschenbuch-Reihe herauskam. Dann kam ein Bruch, was die Publikationsform und Länge der Bände betrifft. Der Grund bestand in der allgemeinen Marktentwicklung einerseits und in der konkreten Tatsache andererseits, dass Bradley den Verleger gewechselt hatte. Donald A. Wollheim, der lange Jahre Herausgeber der Ace-Taschenbuchreihe gewesen war, hatte seinen eigenen Verlag gegründet und etliche Autoren und Autorinnen, darunter Bradley, mitgenommen. Er ermutigte sie, ihre Serie, die sie als abgeschlossen angesehen hatte, fortzusetzen, und stellte ihr auch frei, Manuskripte ohne Beschränkungen des Seitenumfanges einzureichen.

Durch die Freiheit, was den Umfang und den Inhalt der Bände betrifft, wandte sich Bradley anspruchsvolleren Themen im Gegensatz zu den früheren Bänden zu, bei denen das Abenteuer im Vordergrund stand und die (wenngleich gekürzt) auch in Heftumschläge passten. Der erste dieser in Deutschland erschienenen Bände war Herrin der Stürme, der vom damaligen Herausgeber der Knaur SF Hans Joachim Alpers zu Knaur gelotst worden war. Alpers übernahm dann allerdings die Herausgeberschaft der neuen Reihe Moewig SF, die einige Jahre Furore machen sollte, bevor sie als Nachdruck- und "Rupfbuchreihe" ein beklagenswertes Ende nahm. Er brachte die neuen Darkover-Romane in dieser Reihe heraus, beginnend mit dem Schlüsselroman Hasturs Erbe, und veröffentliche die früher in Heftreihen erschienen kürzeren Romane ein weiteres Mal in ungekürzten Übersetzungen. Bradley hatte außerdem von den früheren Romanen, mit denen sie nicht mehr zufrieden war, Die blutige Sonne überarbeitet und erweitert, sowie Das Schwert des Aldones komplett neu geschrieben, das dann als Sharras Exil auf den Markt kam. Mit diesen Bänden hatte der Sammler erstmals eine fast vollständige Ausgabe dieser Serie in einer Taschenbuchreihe. Negativ wurde allerdings von vielen Käufer(inne)n gesehen, dass eine ganze Anzahl der Titelbilder in sexistischer Weise mit barbusigen Damen geziert war, was eher eine Leserschaft anzog, die an ganz anderen Themen interessiert war als von der Autorin beabsichtigt. In späteren Neuauflagen der ganzen Darkover-Serie in der Moewig SF, die wegen des großen Erfolges notwendig wurden, wurden für alle Romane neue, unverfängliche Titelgrafiken mit weißem Umschlag verwendet.

Der Hestia Verlag brachte 1991 in deutscher Erstveröffentlichung Die Erben von Hammerfell in einer schönen Hardcoverausgabe. Anschließend wurden weitere acht Romane in größtenteils chronologischer Reihenfolge publiziert, darunter als weitere deutsche Erstausgabe An den Feuern von Hastur, die erste Koproduktion eines Darkover-Romans mit einer offiziell genannten zweiten Autorin. Angeblich haben aber auch Jacqueline Lichtenberg und Bradleys Schwägerin Diana L. Paxson an weiteren Darkover-Romanen mitgearbeitet, ohne als Co-Autorinnen genannt zu werden.

Nach Einstellung der Moewig SF wurden die Darkover-Bände und die anderen vorher bei Moewig erschienenen Romane Bradleys von Ullstein als Lizenzausgabe unter dem Reihentitel Moewig bei Ullstein nachgedruckt. Die Anlehnung an die Moewig-Bände ging so weit, dass die Ullstein-Titel sogar anfangs die ISBN-Verlagskennung von Moewig (8118) verwendeten und die gleichen Reihennummern bekamen, nur mit einer 6 vorgestellt. Die Publikationsreihenfolge und -nummerierung war etwas chaotisch. Wegen des großen Erfolges gab es eine Anzahl von Neuauflagen, die nur mehr das Ullstein Verlagslogo hatten und teilweise andere Bandnummern und/oder ein anderes Titelbild bekamen. Die beiden Anthologien Der Preis des Bewahrers und Freie Amazonen von Darkover wurden zuerst gemeinsam in einem Sammelband herausgegeben, aber bei der Nachauflage wieder auf zwei Bände gesplittet. Für Sammler störend bei den Ullstein-Ausgaben ist, dass die Taschenbücher einen sehr dicken Pappeinband haben, was sehr oft störende Knicke der Titelseite oder des Rückens verursachte.

Ab 1998 erschienen als Knaur-Hardcover die Marguerida Alton-Trilogie, welche hauptsächlich von Adrienne Martine-Barnes abgefasst wurde, weil Bradley 1999 verstarb. Der zweite und dritte Teil der Trilogie hatten bereits eine Titelbildgestaltung, welche dann für die Gesamtausgabe in Taschenbuchform fast aller Darkover-Romane und Anthologien wiederverwendet wurde, die anschließend gestartet wurde. Darunter waren auch einige deutsche Erstausgaben von Darkover-Anthologien. Die Taschenbücher hatten sehr stimmungsvolle Titelbilder, die ausgezeichnet zur Serie passten. Viele der Romane wurden später aber mit anderer Titelbildgestaltung als Knaur-Taschenbücher nachgedruckt. In der Gesamtausgabe fehlten nur der Roman Das Schwert von Aldones, der durch Sharras Exil ersetzt worden war, und zwei Anthologien, die kurz vorher im Heyne Verlag herausgekommen waren.

Nach dieser Ausgabe kam die Trilogie Die Feuer von Darkover, die ebenfalls eine posthume angebliche Kollaboration mit Deborah J. Ross war und im frühen Zeitalter des Chaos auf Darkover spielt. Sie erschien in Deutschland in der Reihe Blanvalet Fantasy in Paperbackform.

Neben verschiedenen Buchgemeinschaftsausgaben beim Bertelsmann-Club, beim Deutschen Bücherbund, bei Bechtermünz sowie einer deutschen Erstveröffentlichung bei Fantasy Productions gab es schließlich als ultimative Gesamtausgabe die Weltbild-Sammeledition, die von Michael Nagula kenntnisreich editiert wurde. In dieser sind nicht nur alle Darkover-Romane und -Anthologien versammelt, sondern auch noch fünf Bände eines Darkover-Atlas.

Es gibt wohl keine andere SF-Serie, die auf Deutsch in so vielen unterschiedlichen Ausgaben bei unterschiedlichen Verlagen herausgebracht wurde. Das ist ein Beweis dafür, wie beliebt die Werke Bradleys lange auch hierzulande waren. Der Roman The Shattered Chain, der unter den Titeln Die Amazonen von Darkover und Die zerbrochene Kette zweimal auf Deutsch übersetzt wurde, ist in der fol-
genden Dokumentation in neun verschiedenen deutschen Ausgaben mit unterschiedlichen Titelbildern zu bestaunen. Das könnte Rekord für einen aus dem Amerikanischen übersetzten SF-Roman sein.

US OA Nr. 10

Terra TB 298

Moewig 3671

Moewig 3671 NA

Ullstein 62862

1976

1978

1985

ca. 1986

1994


Hestia o. Nr.

Knaur 60961

Knaur 62554

Weltbild

Weltbild TB

1995

2001

2004

ca. 2001

2006

In den letzten Jahren ist es allerdings hierzulande um die Queen of Fantasy ruhig geworden. Vier Romane in den 2000er-Jahren, die als posthume Kollaberationen der verstorbenen Autorin mit Deborah J. Ross in den USA auf den Markt kamen, wurden nicht mehr ins Deutsche übersetzt und sind deshalb nicht in diese Dokumentation aufgenommen. Außerdem wurden seit 2013 weitere sieben Bände in der Darkover-Anthologien-Reihe publiziert, welche bisher auch nicht auf Deutsch erschienen sind.


Vorwort zu Darkover Übersicht (Tabelle)